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Brief an Mercedes-Benz vom 20.09.1996
Kommentar zu Kriterien der Ausschreibung eines Mercedes-Benz-Förderpreises
für Jazz- und Popularmusik 1996

 

Mercedes-Benz Aktiengesellschaft
Niederlassung Stuttgart
Postfach 10 32 20
70028 Stuttgart

 

Betr.: Mercedes-Benz Förderpreis der Niederlassung Stuttgart für Jazz- und Popularmusik 1996

Photo von Lindy Huppertsberg, im Original Farbphoto, Mai 2006

J. S. mit Kontrabaß (A. Fuchs) und ´87-ger MB 250 TD (Mai ´06)

Sehr geehrte Herren Zell und Peters!

 

Ich bedanke mich für die Zusendung Ihres Informationsschreibens zum oben erwähnten Mercedes-Benz Förderpreis 1996.

Besonders gern würde ich Ihnen Informationen über meine vielfältigen Aktivitäten auf diesem Gebiet zukommen lassen - zur musikalischen Umrahmung/Bestückung zum Beispiel von firmeninternen Feierlichkeiten, Empfängen, Produktfeatures und anderen besonderen Anlässen wäre es mir ein Vergnügen, Ihnen die richtigen Angebote machen zu können.

Es würde mich darüber hinaus natürlich freuen, wenn Sie mich mit Informationen auch über eventuelle zukünftige Aktivitäten von Mercedes-Benz in dieser - meinen Beruf betreffenden - Sparte auf dem laufenden halten wollten, obgleich ich - auf Grund Ihrer Teilnahmebedingungen - vermutlich leider nicht in den Genuß einer Förderung eines meiner musikalischen Projekte kommen werde.

Erlauben Sie mir, damit zum Thema Ihres Schreibens zurückzukommen und eine Stellungnahme aus persönlicher, beruflicher Sicht hinzuzufügen.

 

Eine Förderpreisvergabe wird offenbar häufig gedanklich mit einem Stadium des künstlerischen bzw. beruflichen Beginns und auch mehr oder weniger entsprechenden Lebensalters in Verbindung gebracht. Gewiß ist dies ein wichtiger Zeitpunkt, in dem Unterstützung und Förderung hochwillkommen und mit Sicherheit notwenig sind; das Geschehen insbesondere in der - auch international betrachtet - gesamten Jazz- und Pop-Szene zeigt jedoch, daß die Enstehung von Kunstschaffen auf diesem Gebiet von der Immatrikulation an einer Hochschule weitestgehend unabhängig ist. In der Pop-Szene, um die Stilistiken der Analyse halber einmal zu trennen, wird dies noch deutlicher.

 

Die akademische Erhöhung derartiger Musik durch die Etablierung von Studiengängen an vormals "rein klassischen" Hochschulen, die übrigens erst vor wenigen Jahren begonnen hat, kann es keineswegs zwangsläufig mit sich bringen, daß die künstlerische Qualifikation eines Jazz-Musikers mit entsprechendem Diplom in irgendeiner Weise höher zu bewerten wäre als die desjenigen, dessen Studien nicht durch den Besuch von institutionalisierten Pflichtveranstaltungen geprägt waren.

 

Nach langer Erfahrung als Privatmusiklehrer und Lehrbeauftragter der Musikhochschule Heidelberg/Mannheim könnte ich resümieren, daß ein Jazz-Studium an einer Hochschule natürlich durchaus eine Qualifikation vermitteln kann, beispielsweise weil hier wie anderswo Sachinhalte transportiert werden können; bessere Chancen auf dem - kaum geförderten - Markt für Arbeitsmöglichkeiten resultieren anschließend daraus jedenfalls nicht.

Daß jedenfalls Jazz - schlicht ausgedrückt - begrenzt unterrichtbar ist, wäre ein weiteres, auch unter meinen Kollegen weit verbreitetes Resümee; als mitteleuropäisch denkende Menschen haben wir gleichwohl oft Schwierigkeiten, ein Kunstschaffen ohne institutionelle Legitimierung für bemerkenswert zu halten.

 

Ich würde damit gern eine Diskussion anregen - insbesondere im Zusammenhang mit Ihrer Teilnahmeklausel, die besagt, daß 50 % der beteiligten Musiker an einer Baden-Württembergischen Musikhochschule eingeschrieben sein müssen.

Ich denke, es würde im Sinne meiner obigen Ausführungen sicherlich wenigstens der Musik gerechter, wenn es denn schon sein muß, eine Altersgrenze festzusetzen. Des Fehlens naheliegender Gründe zum Trotz finden sich derlei Wettbewerbs-Bedingungen recht häufig. Beide Arten von Teilnahmeklauseln haben, meine ich, mithin zur Folge, daß Jazz- und Popmusiker anderer als der mehr oder minder für Studenten typischen Altersstufen in einer Weise ausgegrenzt werden, die dem Grundgedanken einer Kulturförderung (z. B. eines Förderpreises) widerspricht.

 

Im Zusammenhang - zu einem letzten Mal - mit besagter "50 %-Hochschüler-Klausel" möchte ich den Eingangssatz Ihres Briefes zitieren: "Die Zeit der Jazzer ist da". Ich würde Ihnen hier herzlich gern - schon aus persönlichem Wunschdenken - recht geben. Auch an Baden-Württembergischen Musikhochschulen ist sie es, wenn auch nur - günstigenfalls - quasi stundenweise. Irgendwelche 50 % - wie auch immer betrachtet - sind freilich nirgendwo zu entdecken.

Muß ja auch nicht unbedingt sein, oder?

 

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Schaedlich

 

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